Was wäre, wenn wir jedes beliebige Problem als Designproblem auffassen?

Das Design pflegt einen problematischen Umgang mit Problemen aller Art. Mit böser Zunge gesprochen könnte man behaupten, daß die Hauptaufgabe unserer Disziplin immer mehr darin besteht, beliebige Probleme aufzugreifen (Heidegger spricht hier von »Entbergen«) und diese soweit umzuarbeiten und zu trivialisieren, bis das Problem produziert werden kann und seine Rendite erwirtschaftet. Die Kompetenz der Disziplin bestände gemäß dieser Auffassung nicht in der Lösung der von ihr gewählten Probleme (sonst wäre das Design ja eine längst hoch geachtete und anerkannte Superwissenschaft), sondern vielmehr darin, Probleme zu bauen, zu vertreiben und wirtschaftlich auszubeuten. Der positive Effekt könnte darin gesehen werden, daß wir diese Probleme nun viel besser erkennen. Sie wären dann jedoch nicht mehr als Probleme erkennbar, vielmehr würden sie sich als Lösung gerieren. Hatte Martin Heidegger dies gemeint, als er den Begriff des »Ge-stell« entwarf?

»Gestell heißt die Weise des Entbergens, die im Wesen der modernen Technik waltet und selber nichts Technisches ist.«

Wichtig scheint mir in diesem Zusammenhang auch die Erkenntnis, welche Rolle die Kybernetik dabei gespielt hat (und weiterhin spielt) unsere Gegenwart in der Weise zu trivialisieren, in der sie als etwas zu Lösendes beschrieben und damit wohl auch behandelt wird.

What if we saw any problem as a design problem?

The design cultivates a problematic handling of problems of all kinds. To put it bluntly, one could say that the main task of our discipline is increasingly to take up any problems (Heidegger speaks here of “debonishing”) and to rework and trivialise them until the problem can be produced and generates its return. According to this view, the discipline’s competence does not lie in solving the problems it has chosen (otherwise design would have long been a highly respected and recognized super-science), but rather in building, marketing and economically exploiting problems. The positive effect could be seen in the fact that we now see these problems much better. However, they would then no longer be recognizable as problems, but rather as solutions. Is this what Martin Heidegger meant when he coined the term »enfraiming« (Ge-stell)?

“Enframing means that way of revealing that holds sway in the essence of modern technology and that it is itself not technological.”

In this context it also seems important to me to trivialize the role cybernetics has played (and continues to play) our present in the way in which it is described and thus probably also treated as something to be solved.

Heidegger, Martin (1954). Die Frage nach der Technik. In: Vorträge und Aufsätze. Pfullingen: Verlag Günther Neske. S. 13-44
Photo: Das Bild umreisst die Hütte von Martin Heidegger in Todtnauberg, Schwarzwald.

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